Saturday, December 17, 2005

Einfaches Austauschen von Dateien. Wie?

Kennt jemand einen funktionierenden Weg einfach mal zwischen zwei Personen eine große Datei zu tauschen? Email: Funktioniert nicht, weil oft große Dateien gesperrt werden ICQ: Die vielen unterschiedlichen Programme und Programmversionen sorgen dafür, dass nicht einmal diese Möglichkeit zuverlässig funktioniert. Wordpress-Upload: Erstmal muss man einen User einrichten und dann existiert auch für Upload eine Dateimaximalgröße. Hat auch nicht funktioniert. FTP: Für eine Datei extra einen FTP-User einzurichten, ist auch etwas viel Aufwand und man benötigt auf der Gegenseite auch Software, die nicht jeder User hat. DropCopy: Das extrem coole Programm DropCopy gibt es auf der einen Seite nur für Mac und den hat noch nicht jeder und funktioniert nur innerhalb eines lokalen Netzwerkes, da es mit Bonjour arbeitet.

Welche Alternativen gibt es noch? Es kann doch im Jahr 2005 nicht so schwer sein eine Datei von a nach b zu transportieren.

Thursday, December 15, 2005

Verbindliche Grundschulgutachten in NRW

In NRW wurde im Kabinett das neue Schulgesetz verabschiedet. Einer der umstrittesten Punkte darin ist das verbindliche Grundschulgutachten. Dies bedeutet, dass die Grundschullehrer einem Schüler ein Gutachten ausstellen, wo der Schüler in Zukunft am besten unterrichtet werden könnte (Hauptschule, Readschule oder Gymnasium). Dieses Gutachten gibt es schon heute, aber bisher können Eltern das Gutachten als Empfehlung verstehen und sich gegen den Rat des Lehrers entscheiden. In Zukunft zählt der Wille des Lehrers mehr als der Wunscht des Kindes und der Eltern.

Ich halte es immer noch für eine verdammt schlechte Idee. Der Willen des Staates zählt offensichtlich mehr als der Willen der Individuum. Und dieses Gesetz wird von der FDP mitgetragen. Eigentlich nicht zu glauben.

Auf dem letzten Politisch-Programmatischen Wochenende der Julis NRW in Bad Honnef haben wir auch über das Thema diskurtiert und auch dort hält man das Gutachten für eine gute Idee. Diskurs gab es nur ob und welche Tie-Breaker man möchte.

Das Problem bei diesen Gutachten ist eigentlich bekannt. Sie sind sehr oft falsch. Laut eine Vergleichsstudien von Iglu ist die Hälte aller Schulempfehlungen falsch. Die Befürworter der verbindlichen Gutachten verweisen immer darauf, dass die Eltern ihr Kind überschützen und auch aus Prestigegründen auf das Gymnasium schicken würden. Dies stimmt bestimmt sogar. Aber die Trefferquote wird dabei wohl aber besser sein als 50%. Der viel wichtigere Punkt für mich ist allerdings. Die Lehrer fällen eine Entscheidung, müssen aber nicht mit den Konsequenzen leben. Ob die Entscheidung richtig oder falsch war, erfähren die Lehrer nicht. Die meisten wird es wohl auch nicht interesssieren.

Wir brauchen in unserm Schulsystem mehr Durchlässigkeit zwischen den Schulformen und nicht mehr Hindernisse. Diese Entwicklung ist sehr schade.

Neu für mir war, dass diese Verhinderung des Elternwillens nur in eine Richtung gilt. Nach oben. In Spiegel Online heisst es dazu:

Danach sollen die Lehrer entscheiden, ob das Kind zum Beispiel für das Gymnasium geeignet ist - und im Konfliktfall können sie die Eltern übergehen.

In der Vorlage zur Novellierung des Schulrechts heißt es dazu wörtlich, dass der "Elternwille dann nicht maßgeblich (ist), wenn nach einer pädagogischen Prognose die fehlende Eignung eines Kindes für die gewünschte Schulform offenkundig ist".

Diese Regelung soll freilich nur dann greifen, wenn die Lehrer ein Kind für nicht gut genug befinden. Soll im Umkehrfall aber etwa die intelligente Tochter einer türkischen Putzfrau auf die Hauptschule geschickt werden, obwohl ihre Noten locker fürs Gymnasium reichen, dürfen die Eltern dies weiterhin nach eigenem Ermessen bestimmen.

Dies macht die Sache auch nicht besser. Man sieht es wohl so also ob der eine Fall der intelligenten Tochter nicht so wichtig sei.

Bei dem Thema muss ich immer an meine Grundschule vor Ort denken. Meine Lehrerin in der Grundschule hat damals in der dritten Klasse zu einem schlechten Schüler, der mal mutig gewesen ist und aufgezeigt hat, gesagt, dass er nicht mehr bei ihr aufzeigen soll, da es eh nichts bringt. Ich weiß die Worte noch wie damals. So erstört man zwangsläufig dann auch die letzte Lust auf Lernen. Ein merkwürdiges pädagogisches Konzept. Mir graust es, wenn ich daran denke, dass die Grundschulgutachten von derartigen "Pädagogen" in Zukunft verbindlich sein sollen. Wieviel Mühe mit einer ordentlichen Zuordnung nach Fähigkeiten wird man sich da wohl machen. Das wird wohl so ablaufen:

"Der Sohn vom Chefarzt erhält auch bei mittleren Leistungen eine Gymnasialempfehlung, die Tochter der türkischen Putzfrau bekommt trotz guter Leistungen nur eine Hauptschulempfehlung", so Bos'€™ plakative Zusammenfassung.
(Spiegel Online) Solche Lehrer mögen Einzelfälle sein, aber jeder einzelne Fall eines fahrlässig falsch zugeordneten Schülern (Fehler passieren in geringen Massen auf jeden Fall) ist ein Skandal.

Man solche Fehlentscheidungen nicht komplett verhindern, aber man sollte die Entscheidung in die Hände geben, die mit der Entschiedung leben müssen. Und dies sind die Eltern und die Kinder. Nicht die Lehrer also nicht der Staat sollte sich in eine solch wichtige Entscheidung weiter als mit einer Empfehlung einmischen. Modern und zukunftfähig soll die Schule in NRW werden. Dazu sind in dem Schulgesetz einige gute Punkte dabei, aber das verbindliche Gutachten gehört nicht dazu.

Wednesday, December 14, 2005

Build-Automatisierung mit Cruisecontrol

Im Softwaretechnikpraktikum meines Studienganges habe ich als Software-Qualitätsbeauftragter die Build-Management-Software Cruisecontrol eingesetzt.
Hier will ich von einen Erfahrungen mit Cruisecontrol berichten:

Die Software arbeitet im Grunde wie folgt:
Sie überprüft die Quellcodeverwaltung eines Software in regelmäßigen Abständen (im SoPra-Projekt zweimal am Tag) und erstellt einen neuen Build der Software.
Dabei können dann System wie ant oder maven zum Einsatz kommen, um den Ablauf des Build-Vorganges zu steuern (im Projekt "ant").
Die Ergebnisse jedes Build-Vorganges werden dann auf einer Webseite veröffentlicht und per Email an die Entwickler verschickt. Es gibt sogar eine Erweiterung von Cruisecontrol zum Ansteuern eines Blicklichtes, dass als Alarmzeichen in einem Projektbüro dient.

Zusätzlich zu dem reinen Compilieren haben wir auch jedesmal die javadoc-Dokumentation aktuallisiert, die Einhaltung der Codekonventionen mit Checkstyle überprüft und natürlich die JUnit-Testfälle ausgeführt. Gleichzeitig wurde auch die Codeabdeckung der Testfälle mit emma ermittelt.

Die Automatisierung der Builds und der Tests hat sich meiner Meinung nach Bewährung.
Cruisecontrol spielt die zentrale Rolle und ist (bis auf die kleinen Macken) mittlerweile wirklich gut gelungen.
Der Server wurde durch Checkstyle und Emma erweitert und Cruisecontrol arbeitet auch gut mit diesen Tools zusammen.

Aber Cruisecontrol hat kleine Macken.
- Für jede Änderung an der Konfiguration muss der Server gestoppt und neugestartet werden.
- Ich habe nicht vorausgefunden, wie man Cruisecontrol so einstellt, dass zu bestimmten Tageszeiten also z.B. jedes Mal um acht Uhr, eine Build gestartet wird.
- Auch scheint es nicht so gut möglich zu sein die Software so einzustellen, dass zum Beispiel einmal am Tag ein volles Build (z.B. mit Codeüberdeckung und javadoc) erstellt wird und sonst (alle 10 Minuten) nur ein kleines Build. Dafür scheinen zwei seperate Cruisecontrol Projekte notwendig zu sein. Schade, diese Funktion hätte ich gut gebrauchen können.
- Es werden bei jedem Build (zumindest so wie wir es eingestellt hatten) unheimliche Mengen an Daten erstellt. Jeder Build belegte mehr als 10 Megabyte auf der Festplatte. Man sollte also eine Menge Festplattenplatz freihalten.
- Die Emails, die an die Entwicklern verschickt werden, werden sehr schnell sehr groß. Die Mails waren im Projekt im Schnitt ca. 500 Kilobyte groß. Die Entwicklern, die nur ein Modem-Anschluss haben, waren davon nicht begeistert.

Mein Fazit ist: Trotz einiger Macken ist Cruisecontrol in Projekten auch kurzfristig einsetzbar und kann helfen die Codequalität zu erhöhen. Insbesondere dadurch das Entwickler, die fehlerhaften Code einchecken auffallen und per Mail angeprangert werden. Im Softwaretechnikpraktikum ist es aber so gewesen, dass die Sanktionsmöglichkeiten fehlen, um guten Code auch von allen einzufordern.
Gerade aber die Möglichkeit den gesamten Buildprozess auf einem Server integieren, hilft dem Team einen Überblick über den aktuellen Stand der Software zu geben.
Schon vor mehr als zwei Jahren habe ich einmal einen Bericht über Cruisecontrol im Java Magazin gelesen, damals habe ich es aber nicht eingesetzt, da die Dokumentation noch sehr schlecht gewesen ist. Dies hat sich geändert mit User Guides und dem Cruisecontrol Wiki werden viele Fragen beantwortet.

Saturday, December 10, 2005

Vorwärts: Die SPD und die Medien

Gerade habe ich bei Spiegel Online gelesen, dass die Mitgliederzeitschrift "Vorwärts" der SPD in Zukunft auch wieder an Kisoken verkauft werden soll. Die SPD erhofft sich damit aus dem Mitgliedermagazin ein offenen Diskussionsforum zu machen. Es soll auch "externen Autoren und kontroversen Meinungen" eine Plattform bieten.

Soweit so gut, aber hat die SPD nicht schon so viel Medienmacht, dass die eine Zeitung mehr oder weniger da auch egal ist. Durch die SPD-eigene Holding DDVG (Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft) hält die SPD Anteile an zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften. Unter anderem sind dies die "Westfälischen Nachrichten", die auch in Paderborn erscheint. In der Vergangenheit hielt sie auch Anteile an der "Frankfurter Rundschau". Einige haben (wohl durch "geschicktes" Zahlendrehen) berechnet, dass die SPD durch die DDVG der zweitgrößte Verleger sein soll.

Diese "Vorwürfe" sind so wohl falsch, aber auch die offizielle Beteiligungsliste ist erschreckend. Die Medien kontrollieren in unserem Land u.a. auch die Politik. Bei diesen Verlagen scheint eine solche Kontrollfunktion dann wohl nicht mehr zu bestehen. Dies läßt sich zumindest stark vermuten.

In der offiziellen Stellung der DDVG zum Vorwurf "zweitgrößter Verleger Deutschlands" zu sein, sind alle Beteiligungen und die Auflage der Zeitungen aufgelistet. Danach ist die DDVG der 11. größte Verleger Deutschlands und dies ist wohlgemerkt die Eigendarstellung. In einigen Regionen ist der Marktanteil nach den eigenen Angaben wesentlich höher. In Sachsen zum Beispiel liegt der Anteil 18,8%.

Der Clou bei der Berechung ist, dass bei einem Anteil von 50% auch nur 50% der Auflage dem SPD-Ableger zugeordnet werden. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Art der Berechnung "korrekt" oder üblich ist, aber es erscheint mir doch so, als ob die Marktmacht der DDVG damit eher zu klein dargestellt wird.

Die Blätter mit indirekter SPD-Beteiligung haben in Deutschland insgesamt eine Auflage von mehr als 10,2 Millionen (1.8 Millionen Tageszeitungen und 8.4 Millionen Anzeigenblätter). In Deutschland werden insgesamt täglich 23,2 Millionen Tageszeitungen verkauft und 86,8 Millionen Anzeigenblätter). Also hat die SPD (wenn auch im Zweifelsfall auch nur geringen) Einfluss auf 7,9% der Auflage der Tageszeitungen. Wow. Der anteiligen Einfluss (mit Hinblick auf die Beteiligung) liegt bei 2,3%. Auch dies ist für eine Firme, die einer politischen Partei gehört, immer noch ein erstaunlicher und erschreckender Wert, meine ich.

Wednesday, December 07, 2005

Frankreich und die digitale Zukunft [Update]

netzpolitik.org berichtet in einem Artikel über die Pläne der französichen Regierung zur Änderung der Gesetze zum Urheberrecht.
Gefordert werden laut netzpolitik.org u.a. folgende Verschärfungen:

* Ein Verbot aller Software, die kein DRM und Wasserzeichen unterstützt
* Ein Marketing- und Werbe-Verbot von Kopierschutzentfernungs-Software und strafrechtliche Sanktionen von bis zu drei Jahren und Geldstrafen bis zu einer Höhe von 300.000 Euro bei einem Verstoss
* Eine Kriminalisierung von Wissenschaftlern und Internet-Nutzern, die über die Umgehung von Kopierschutz berichten und/oder diese erforschen
* DRM für digitale Radioübertragung
* Eine Filterung privater Kommunikation nach urheberrechtlich geschützten Daten bei den ISPs

Der Satz, der alles am besten zusammenfasst, ist wohl:

Kann man eigentlich nur noch als "Kulturkampf" bezeichnen, der sich da abspielt.

Auch heise.de berichtet über die Verschärfung des Urheberrechtes:

Die freie Meinungsäußerung nicht nur von Autoren freier Software, sondern auch die von Sicherheitsexperten, Akademikern und Journalisten sieht das Aufklärungsforum damit "direkt in Gefahr".

In dem Artikel von netzpolitik.org wird auch vor den Auswirkungen auf Deutschland gewarnt.
In Deutschland wurde der "2. Korb der Urheberrechtsnovellierung" mit viel Glück nochmal gestoppt.
Die Lobby organisationen die in Frankreich hinter dem Gesetz stehen sind auch in Deutschland massiv tätig. Dabei handelt es laut netzpolitik.org wohl u.a. um die bekannten Verdächtigen Business Software Alliance (Microsoft, ...), Viviendi Universal (Musikindustrie).

Die Seite "eucd.info: sauvons le droit d’auteuer" hat in einer Online-Petition seit dem 2. Dezember schon mehr als 25.000 Unterschriften gesammelt. Hoffentlich kann dieses wahnsinnige Gesetzt in Frankreich noch gestoppt werden. Hoffentlich kommt die Große Koalition, der ich so ziemlich alles zu traue, nicht auch auf solche Ideen.

[Update]
Die Zeit berichtet nun auch über das Gesetzesvorhaben im Frankreich. Unter dem Titel "Kann man das Internet verbieten?" macht es auf die großen Auswirkungen der Verschärfungen aufmerksam.

Erstens soll der Vertrieb und die Nutzung aller Software untersagt werden, die für Übertragungen geschützter Inhalte im Internet genutzt werden könnte und die kein Digitales Rechte-Management (DRM) unterstützt. Das beträfe fast jede Software zur Übertragung von Daten im Internet, vom Webserver über Instant Messenger-Programme bis zu Peer-to-Peer-Tauschbörsenclients.

Kritisiert werden allerdings auch die Gegner des Entwurfes:

Die Gegner des Entwurfs scheinen viel zu lange geschlafen zu haben: erst langsam formiert sich Widerstand gegen den tiefgehenden Eingriff in die Bürgerrechte, obwohl an diesem Gesetzentwurf seit Mai gearbeitet wird.

Hoffentlich verschlafen wir in Deutschland nicht auch so.

Tuesday, December 06, 2005

Locke, Hobbes und Rousseau bei Sabine Christiansen

Was passieren würde, wenn die bedeutensten Staatstheoretiker John Locke, Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau am Sonntag abend bei Sabine Christianen zusammen treffen würden?

Eine solche fingierte Fernsehdiskussion wurde von Bernd Rolf als Material für den Philosophieunterricht entwickelt.

Moderator: Mmh, ich verstehe. Und um welche Mängel [des Naturzustandes] handelt es sich denn?

Hobbes: Der Naturzustand ist für mich gekennzeichnet durch einen "Krieg eines jeden gegen jeden". Damit will ich nicht sagen, dass Menschen ohne Staat immer in einem Kriegszustand leben würden, aber sie ständen sich misstrauisch und feindselig gegenüber und wären jederzeit bereit, mit Waffengewalt aufeinander loszugehen. Um es bildlich auszudrücken: Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf ...

Rousseau: ...aber das ist doch Unsinn, der Mensch ist von Natur aus gar nicht egoistisch und bösartig, wie ich in meinem "Diskurs über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit der Menschen" gezeigt habe.

Moderator: Herr Rousseau, bitte lassen Sie Herrn Hobbes ausreden. Sie werden gleich Gelegenheit haben, Ihre Position darzulegen.

Hobbes: Doch, Herr Rousseau, wenn man es realistisch betrachtet, sind die Menschen vor allen Dingen an ihrem eigenen Wohlergehen interessiert, sie sind Egoisten. Dieses - wenn Sie so wollen, pessimistische - Menschenbild habe ich während der langen Zeit des Bürgerkrieges in meinem Land gewonnen, der meine Existenz bedrohte und mich 1640 dazu bewog, für 10 Jahre ins Exil nach Frankreich zu gehen.[...]

Das ist wirklich mal eine andere Art sich mit dem Grundlagen des Staates zu beschäftigen.

P.S. Wie immer reden die Sozialisten [als solchen bezeichne ich Rousseau mal] dazwischen, wenn ihnen eine These nicht passt.

Monday, December 05, 2005

B.L.O.G.: Buch über Entwicklungshilfe

Boche vom B.L.O.G. - Bissige Liberale Ohne Gnade - hat einen interessanten Artikel über Entwicklungshilfe veröffentlicht und verweist dabei auf das Buch "Ende der Armut" von "Jeffrey D. Sachs".

Er wendet sich dabei gegen die Liberale, die meinen man käme auch ohne Entwicklungshilfe aus. Die Personen, die Entwicklungshilfe als sozialistische Subventionspolitik sehen.

Selbstverständlich ist Marktwirtschaft zentralistischer Wirtschaftspolitik überlegen. Selbstverständlich schafft Kapitalismus dauerhaften und wachsenden Wohlstand, wie uns heute vor allem asiatische Volkswirtschaften lebendig vorführen.

Aber: Wenn man die extreme Armut (also die, die einen tatsächlich an Hunger oder eigentlich behandelbaren Krankheiten krepieren lässt) beseitigen möchte, muss man die Menschen erst einmal dazu befähigen, am Markt überhaupt teilnehmen zu können! Wer tälich um sein blankes Leben kämpft, wer seine Angehörigen reihenweise an Krankheiten sterben sieht, dem hilft die reine kapitalistische Lehre nicht. Damit Kapitalismus funktioniert, muss Kapital vorhanden und kumulierbar sein. Wie es Sachs anschaulich ausdrückt: Die Ärmsten der Armen brauchen Hilfe, um die unterste Stufe der Leiter zu erreichen. Den Rest schaffen sie dann allein.

Er schließt mit:

Gerade wir Deutschen, die der amerikanischen Entwicklungshilfe nach dem zweiten Weltkrieg unsere wirtschaftliche Führungsrolle und unseren Reichtum verdanken, sollten diese Lehren eigentlich verstehen können.

Eine gut koordinierte Entwicklungspolitik kann wirklich etwas bewegen.
Entwicklungshilfepolitik ist allerdings ein sehr komplexes Thema.
Nicht nur für die Ärmsten der Armen ist Entwicklungshilfe notwendig, auch für anderen Entwicklungsländern. Wenn dort allerdings natürlich andere Maßnahmen notwendig sind, also bei den ärmsten Ländern der Welt.

Wie die vergangenen Jahre und Jahrzehnte gezeigt haben, kann es nicht damit getan sein, nur Geld nach Afrika zu pumpen.
Noch schlimmer wirkt es, wenn man (überschüssige) landwirtschaftliche Erzeugnisse hoch subventioniert nach Afrika (und in andere Länder der dritten Welt) schickt. Natürlich mit der Ausnahme von akuten Notsituationen.
Dies ersteuert die letzten lokalen und internationalen Marktchancen der afrikanischen Bauern.
Mit derartigen Maßnahmen bekommen manche vielleicht ein gutes Gewissen, aber es ist eher sogar kontraproduktiv.

Das Buch jeden Falls steht von nun an auf meinen Amazon-Wunschzettel.

Zu dem Thema ist auch die 286. Ausgabe der Zeitschrift "Informationen zur politischen Bildung" der "Bundeszentrale für politische Bildung", die sich speziell mit dem Thema "Entwicklung und Entwicklungspolitik" beschäftigt, von Interesse.

Was wusste Schily über die CIA-Flüge?

Seit kurzem hat die CIA-Flug-Affäre eine neue Dimension angenommen.
Es wurde schon vermutet, dass die CIA geheime Folterlager auch in europäischen Ländern hat und geheime Flüge in verschiedenen Ländern durchführt, von denen vermutet wird, das dort illegale Gefangene in die Geheimgefängnisse verschleppt werden.

Die EU fordert Aufklärung und die unterschiedlichen Länder mahnen mehr oder weniger nachdrücklich an, dass die USA die gewährten Überflugrechte nicht für menschenrechtswidrige Verschleppungen mißbraucht.
In Deutschland soll es mehr als 400 derartiger CIA-Flüge gegeben haben.
Man fragt sich da direkt, wieviele Menschen die CIA da eigentlich entführt hat.
Häufig scheint die Verbindung nur sehr, sehr wage zu sein und die CIA holt sich alle, die nur irgendwie verdächtig sein könnten.

Der Generalinspekteur der CIA erstelle zur Zeit eine Liste der irrtümlich Inhaftierten, schreibt die "Washington Post". Einige der befragten Geheimdienstler hätten die Anzahl der aufgeführten Namen mit drei Dutzend angegeben, andere sprachen von weniger. "In vielen vielen Fällen gab es lediglich eine vage Verbindung", sagte ein CIA-Beamter der Zeitung. Bei einem Mann habe sich beispielsweise heraus gestellt, dass es sich um einen unschuldigen Hochschullehrer gehandelt habe. Sein Name sei bei Verhören genannt worden. Wie die Zeitung weiter berichtet, wurde später klar, dass er einem Al-Kaida-Mitglied eine schlechte Note gegeben hatte.

(aus tageschau.de)

Die "Washington Post" hatte gemeldet, dass der ehemalige Innenminister Schily über die Verschleppung eines Deutschen durch die US-Regierung informiert worden ist und von ihm gefordert wurde, das Wissen nicht öffentlich zu machen.
Verschiedene Organisationen fordern nur Aufklärung.

Der Innenexperte der Grünen, Wolfgang Wieland, bezeichnete den Bericht der "Washington Post" als alarmierend. Es bestehe der Verdacht des Mitwissens gegen die Regierung, sagte Wieland dem Berliner "Tagesspiegel". Es stelle sich die Frage, ob Schily den Amerikanern komplizenhaft "macht weiter so" gesagt habe, oder ob er "macht das nie wieder" gesagt habe, wurde der Grünen-Politiker zitiert.

(aus Spiegel Online)

Dass Herr Schily ein merkwürdiges Demokratieverständnis hat, ist nicht neu.

Aber diesmal scheint der letzte Schritt zum Mittäter bei Folter und Entführung überschritten worden zu sein.
Die Hoffnung von Wolfgang Wieland, dass Schily "nie wieder" gesagt hat, teile ich eigentlich nicht.

Wie schon der Landesvorsitzende der JuLis Bayern, Martin Hagen, angemerkt hat, fehlt der Regierung nun die Möglichkeit um effektive Kritik zu üben. Schröder hat die Beziehung zu den USA leider auf eine Wiese beschädigt, dass es nun schwierig ist, jetzt wo es wirklich notwendig ist, mit dem bebotenen Nachdruck Einfluss auf die US-Regierung zu nehmen.

Wenn eine deutsche Bundesregierung jahrelang konsequent das Verhältnis zu unserem wichtigsten Bündnispartner beschädigt, um damit antiamerikanische Ressentiments in der Wählerschaft zu bedienen, dann tut sich die Nachfolgeregierung natürlich schwer, bei wirklich kritikwürdigen Punkten mal Tacheles zu reden. Danke, Gerd!

Der neue Innenminister Schäuble hat zwar schon angekündigt mit dem Abbau der Bürgerrechte weiterzumachen. Aber ich erwarte schon, dass Schäuble etwas mehr Wert auf die Werte unseres Grundgesetzes legt.

Thursday, December 01, 2005

Bild: Millionfache Ruchlosigkeit

Zum Titelthema der Bild-Zeitung von gestern "Wird sie geköpft?" hat der Autor Michael Naumann einen Artikel in der Zeit veröffentlicht.
Titelblatt der Bild vom 30.11. (Aus BildBlog verlinkt)

Unter der Überschrift "Ruchlosingkeit, millionenfach" greift der Autor dabei zu drastischen Worten:

Da bedarf es doch einer Extra-Ausgabe der Morallosigkeit dieses Zentralorgans des moralischen Analphabetismus: "Deutsche Geisel. Wird sie geköpft?" fragt BILD einen Tag, nachdem die Geiselnahme der Archäologin Susanne Osthoff im Irak bekannt wurde. Wird sie geköpft? Und wann? Hoffentlich noch vor Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe, mag sich der Chefredakteur gedacht haben[...].

Am Ende sagt der Autor zusammenfassend:

[...] Schluss, der Irrsinn dieses Blattes und seine millionenfache Ruchlosigkeit sind ansteckend wie Aids und haben in Wirklichkeit schon längst die Abdankung von Takt und Mitleid im weiten Kreis seiner Leser zur Folge gehabt. Warum sonst würden sie sich tälich gemein machen mit solcher abgründigen journalistischen Gemeinheit?

Es sei, so heißt es in Berliner politischen Kreisen, BILD das neue Leitmedium der Republik. Das wollen wir gerne glauben. Das traf einst auch auf das Schafott am Place de la Concorde zu, im revolutionären Paris: Die häkelnden Demoiselles am Fuß des Blutgerüsts sind nicht ausgestorben, sie sitzen jetzt in der Redaktion von BILD und können es nicht abwarten, bis die nächsten Köpfe rollen.

Laut dem Bildblog haben sich auch andere Personen und Organisationen dabei offen gegen die Bildzeitung gestellt.

Heute nun hat sich auch die Katholische Kirche, genauer gesagt, der Diözesanrat der Erzdiözese München und Freising als höchstes Laiengremium der Erzdiözese mit deutlichen Worten gegen den "Wird sie geköpft?"-Titel (anlässlich der Entführung der deutschen Archäologin Susanne Osthoff im Irak) gewandt. Das Gremium wirft den Verantwortlichen der "Bild"-Zeitung vor, "unter bewusster Missachtung der Menschenwürde die Auflage steigern" zu wollen, "mit sprachlicher Brutalität Schicksal gespielt" und die Pressefreiheit "missbraucht" zu haben.

PS: Bei Spiegel Online heißt es zudem, es seien inzwischen sechs Beschwerden beim Deutschen Presserat eingegangen. Dort wird auch auf die Nachrichtenagentur ddp verwiesen, wonach die Mutter der Geisel "geschockt" sei über den "Wahnsinn" einiger Medien, das Schicksal ihrer Tochter so auszuschlachten.

Der Titel der Bildzeitung gestern war echt absolut widerlich und übertraf jede noch so schlimme Ausgabe, die ich bisher gesehen habe.
Man kann diese Zeitung irgendwann nicht mehr damit verteidigen, dass sie dem Leser gibt, was er haben möchte. Die Zeitung praktiziert in meinen Augen die organisierte und bewußte Morallosigkeit. Es ist ja nicht so, dass man dort nur hin und wieder gegen journalistische Grundsätze oder Anstand verstoßen wird. Dies ist dort wahrlich Programm.