Sunday, July 29, 2007

Studienfond OWL: Bewerben oder nicht?

Viele Studenten an der Universität Paderborn werden schon den Flyer vom "Studienfond OWL" in der Mensa gesehen haben. Aber was dahinter steckt, ob es für einen selbst relevant ist, bleibt unklar. Grundsätzlich ist es die Chance auf ein Stipendium von 1000 Euro pro Jahr (und andere Vorteile). Es ist nicht, wie einige Studenten glauben, ein Angebot für einen Studienkredit, der zurückgezahlt werden muss. Ein Stipendium ist ein Stipendium.

Der Studienfond OWL ist ein Verein, der von den fünf Hochschulen in OWL gegründet wurde und an Studenten an diesen Hochschulen Stipendien vergibt. Das besondere an dem Studienfond ist, dass er sich grundsätzlich aus Spenden von Privatpersonen und Firmen (besonders aus der Region) finanziert. Gegründet wurde der Studienfond (auch wenn er selbst diesen Zusammenhang gerne verneint, um nicht Teil der politischen Debatte zu werden) im Zuge der Einführung von Studienbeiträen. Nicht aus Zufall wurde die Förderung zunächst einmal auf 1.000 Euro für ein einjähriges Stipendium festgesetzt. Es sollten zumindest die Studienbeiträe ersetzt werden. Im Grunde ist es ein Kompromiss zwischen einer höheren Förderung und der Unterstützung von mehr Studenten.

Aber es soll dort nicht nur um Geld gehen. Zusätzlich will der Studienfond auch immateriell fördern. Dies geschieht durch ein Angebot von "Networking"-Veranstaltungen wie Firmenbesichtigungen, Vorträen und Unternehmergesprächen. Ebenso wurden zum Beispiel Freikarten für die Hannover Messe von Unternehmen zur Verfügung gestellt. Auch bei der Vermittlung von Praktika und "studienförderlichen Jobs" - scheinbar das neue Modewort der Universitätsleitung - soll geholfen werden.

Der Studienfond OWL will zwei Gruppen von Studenten fördern:
1) Akademisch erfolgreiche Studenten: Die Homepage spricht davon, dass die Studenten unter den besten 10% sein sollten. Zusätzlich ist auch ein Empfehlungsschreiben von einem Hochschulprofessor notwendig.
2) Studenten in finanzieller Notlage, die trotz Bedürftigkeit kein BaföG erhalten. Es sollen finanzielle Notlagen ausgeglichen werden, die die Weiterführung des Studiums gefährden würden.
Dabei sind die Bedingungen sollten eher als grobe Richtlinien zusehen. Es kommt auch immer darauf an, wie viele Studenten sich beworben haben und wie viele Spenden zu verteilen sind.

Womit wir zu der wichtigsten Frage kommen: Wie stehen die Chancen?
Ich glaube, dass alle Studenten, welche die Bedingungen mehr oder weniger erfüllen, ziemlich gute Chancen haben. Noch bewerben sich wenige Studenten. Gleichzeitig scheint die Sammlung von Spenden ganz gut zu klappen. Die Chancen sind heute so gut wie nie zuvor und sie werden vielleicht auch nie wieder so gut werden, wie sie jetzt sind.

Ist alles Gold, was glänzt: Nein, natürlich nicht. Noch sind die Stipendien verhältnismäßig gering (auf der Höhe von Büchergeld bei anderen Organisationen wie der Friedrich-Naumann-Stiftung). Der (auf der Homepage angekündige, aber wohl nicht 100% "durchgehaltene") Ausschluß von Bafög-Empfängern erscheint mir ziemlich unsinnig und es könnten auch insgesamt mehr Stipendien sein. Im Moment sind es 12 an der Uni Paderborn. Insgesamt ist das Ganze ist ein Prozess der sich gerade am Anfang befindet.

Ich bin der Überzeugung, dass eine Fundamental- und Schmähkritik, wie sie von der Asta Bielefeld vorgebracht wurde, nicht angebracht ist. Die Autoren scheinen den Studienfond als reines Täuschungsmanöver zu sehen und gehen dabei auch noch kreativ mit Fakten um. Ich glaube hingegen, man ist ehrlich bemüht, zu unterstützen. Auch die Qualität und Quantität der Förderung wird wohl (irgendwann) ausgebaut. Und man sieht und (oder vielleicht auch: man will nicht sehen) das nie alles von Beginn an perfekt klappt. Es ist wie oben schon gesagt ein Prozess.

Sollte man sich bewerben? Ja, wenn man glaubt die Bedingungen mehr oder weniger zu erfüllen, denn man hat wenig zu verlieren und ein Stipendium zu gewinnen. Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Studienfonds OWL. Die Bewerbungsformulare sind auch nicht viel länger als die Formulare zur Anmeldung zu Prüfungen.

Dieser Artikel wurde (in geringfügig anderer Form) in der "Matik 59″, dem Magazin der Fachschaft für Informatik und Mathematik an der Universität Paderborn veröffentlicht. Veröffentlichung an dieser Stelle mit Genehmigung der Fachschaft.

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