Ich schreibe gerade an einen Artikel über das "Softwaretechnikpraktikum" an der Universität Paderborn und wollte eigentlich begründen warum ich die alte Aufgabenstellung ("Shuttle-Simulation") trotz all der Probleme besser finde als die neue Aufgabenstellung ("dSpace Systemdesk").
Dazu lese ich gerade auch den Artikel "Ein verbessertes Softwaretechnikpraktikum: Zwischen grüner Wiese und Legacy-Systemen" in dem Björn Axenath und Stefan Henkler ihre Neukonzeption beschreiben. Vielleicht muß ich mir das nochmal überlegen.
Geschockt war ich als ich laß (Hervorhebung von mir):
In den letzten Jahren wurde den Studenten der undokumentierte Code eines komplexen, verteilten Systems [die Shuttle-Simulation] gegeben. [...]Was? Bewusst?
Für einen Großteil der Studenten war dies die erste Begegnung mit einem großen Softwaresystem. Da es sich um ein Legacy-System handelte, war die Qualität bewußt niedrig gehalten.
Das ein System mit den Jahren verkümmert, kann ich ja noch irgendwie verstehen. Die bekannte Liste "realer" Architekturtypen von Brian Foote und Joseph Yoder (Big Ball of Mud) sind gleichzeitig Zeugniss und Warnung davor. Ich bin immer davon ausgegangen, dass dies eben unabsichtlich passiert ist, weil sich niemand um die Qualität gekümmert hat. Mein Eindruck war damals, dass es am Anfang durchaus als gutes System entwickelt wurde (z.B. konnte man die Überreste eines State-Pattern finden, wenn man genau hingeguckt hat) und die Qualität aber den späteren Entwicklern stumpf egal war.
Aber ein bewußt meises System zu entwickeln und frischen Studenten vorzusetzen, ist doch so ziemlich das Schlimmste was man machen kann: Das ist Anti-Code-Reading. Und wir wundern uns über die meise Softwarekonstruktionsfähigkeiten von Absolventen. Wo sollen sie es den gelernt haben, wenn selbst im berühmten Elfenbeinturm kein "Vorbild" vorgesetzt wird?