Monday, October 03, 2005

Wahl paradox: Warum CDU-Anhänger in Dresen nicht CDU wählen durften

Wenn die CDU in Dresden sehr viele Stimmen bekommen hätte, dann wäre dies für die Sitzverteilung im Bundestag aus Sicht der CDU-Anhänger nicht besser geworden sondern sogar schlechter.
In solchen Situationen sieht man wie seltsam unser Wahlsystem eigentlich ist. Diese Auswirkung widerspricht wohl so ziemlich jeder Intuition. An solche Dinge wie Überhangsmandate hat man sich ja mittlerweile gewöhnt, aber dieses "negatives Stimmengewicht" toppt alles.

Warum es zu einer solchen paradoxen Auswirkung kommt, wird in diesem ausführlichen Bericht von der Zeit erklärt.

Dort heißt es:

Die Probleme entstehen, weil die Überhangmandate für jedes Land einzeln berechnet werden, die Zweitstimmenanteile aber zwischen den Ländern ausgeglichen werden. In Sachsen (ohne den Wahlkreis 160) hat die CDU 13 Direktkandidaten ins Parlament gebracht, obwohl ihr nach dem Proporz nur 10 Sitze zustehen, sie hat also 3 Überhangmandate. Bekommt sie am 2. Oktober mehr als die erwähnten 42000 Zweitstimmen, so stehen ihr plötzlich 11 »normale« Mandate zu. Da sich aber ihr bundesweiter Stimmenanteil nicht wesentlich ändert, wird ihr das Mandat an anderer Stelle wieder genommen – bei der NRW-CDU, Verlierer wäre dort der Abgeordnete Cajus Julius Caesar. Nettoeffekt also: ein Sitz weniger. Einer mehr wird es dann wieder, falls CDU-Mann Andreas Lämmel in Dresden direkt gewählt wird. Im für die Union schlechtesten Fall verliert sie den Wahlkreis an die SPD-Direktkandidatin, bekommt aber zu viele Zweitstimmen. Dann schrumpft die Unionsfraktion tatsächlich von bisher 225 Mitgliedern auf 224.

Interessant und mit weiteren Kuriositäten versehen ist auch die im Bericht verlinkte Seite www.wahlrecht.de.

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