Saturday, December 10, 2005

Vorwärts: Die SPD und die Medien

Gerade habe ich bei Spiegel Online gelesen, dass die Mitgliederzeitschrift "Vorwärts" der SPD in Zukunft auch wieder an Kisoken verkauft werden soll. Die SPD erhofft sich damit aus dem Mitgliedermagazin ein offenen Diskussionsforum zu machen. Es soll auch "externen Autoren und kontroversen Meinungen" eine Plattform bieten.

Soweit so gut, aber hat die SPD nicht schon so viel Medienmacht, dass die eine Zeitung mehr oder weniger da auch egal ist. Durch die SPD-eigene Holding DDVG (Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft) hält die SPD Anteile an zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften. Unter anderem sind dies die "Westfälischen Nachrichten", die auch in Paderborn erscheint. In der Vergangenheit hielt sie auch Anteile an der "Frankfurter Rundschau". Einige haben (wohl durch "geschicktes" Zahlendrehen) berechnet, dass die SPD durch die DDVG der zweitgrößte Verleger sein soll.

Diese "Vorwürfe" sind so wohl falsch, aber auch die offizielle Beteiligungsliste ist erschreckend. Die Medien kontrollieren in unserem Land u.a. auch die Politik. Bei diesen Verlagen scheint eine solche Kontrollfunktion dann wohl nicht mehr zu bestehen. Dies läßt sich zumindest stark vermuten.

In der offiziellen Stellung der DDVG zum Vorwurf "zweitgrößter Verleger Deutschlands" zu sein, sind alle Beteiligungen und die Auflage der Zeitungen aufgelistet. Danach ist die DDVG der 11. größte Verleger Deutschlands und dies ist wohlgemerkt die Eigendarstellung. In einigen Regionen ist der Marktanteil nach den eigenen Angaben wesentlich höher. In Sachsen zum Beispiel liegt der Anteil 18,8%.

Der Clou bei der Berechung ist, dass bei einem Anteil von 50% auch nur 50% der Auflage dem SPD-Ableger zugeordnet werden. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Art der Berechnung "korrekt" oder üblich ist, aber es erscheint mir doch so, als ob die Marktmacht der DDVG damit eher zu klein dargestellt wird.

Die Blätter mit indirekter SPD-Beteiligung haben in Deutschland insgesamt eine Auflage von mehr als 10,2 Millionen (1.8 Millionen Tageszeitungen und 8.4 Millionen Anzeigenblätter). In Deutschland werden insgesamt täglich 23,2 Millionen Tageszeitungen verkauft und 86,8 Millionen Anzeigenblätter). Also hat die SPD (wenn auch im Zweifelsfall auch nur geringen) Einfluss auf 7,9% der Auflage der Tageszeitungen. Wow. Der anteiligen Einfluss (mit Hinblick auf die Beteiligung) liegt bei 2,3%. Auch dies ist für eine Firme, die einer politischen Partei gehört, immer noch ein erstaunlicher und erschreckender Wert, meine ich.

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